Klimaneutral bis 2045
Wege zur Klima­neutralen Betonstein­herstellung

Das Erreichen der Klimaziele ist von großer Bedeutung für die Betonsteinindustrie, das Bauen und die Umwelt. Wir sind fest davon überzeugt, dass nachhaltige Betonsteinprodukte eine zentrale Rolle in der Zukunft des Städtebaus sowie der Freiflächengestaltung spielen werden.

Nachhaltigkeit bedeutet,
jeden Schritt des Lebenszyklus ganzheitlich zu betrachten.

Die Bewertung eines Produktes als nachhaltig darf nicht nur den CO2-Ausstoß im Blick haben. Dies gilt umso mehr bei Bauprodukten, die ihren eigentlichen Zweck erst erfüllen, wenn sie Eingang in ein Bauwerk gefunden haben und dort möglichst lange ihren Dienst tun. Damit Betonpflastersteine als nachhaltig gelten können, sollten verschiedene wesentliche Kriterien berücksichtigt werden. Neben einer umweltfreundlichen Produktion, die den CO2-Ausstoß reduziert, sollten nachfolgende Eigenschaften mit in Betracht gezogen werden, um einen wichtigen Beitrag zur Schonung der Umwelt zu leisten:

  • Lebensdauer
  • Gestaltungsvielfalt
  • Belastbarkeit
  • Umweltverträglichkeit
  • Erhaltung
  • Wiederverwendung, Recycling

Den Lebenszyklus in den Fokus nehmen

Ohne Zweifel ist es gut und richtig, wenn bei der Herstellung eines Bauproduktes möglichst wenig Treibhausgase entstehen. Der Blick im Kontext Nachhaltigkeit ist jedoch auf den gesamten Lebenszyklus des Produktes (nicht nur auf dessen Herstellung) und vor allem auf den gesamten Lebenszyklus des daraus hergestellten Bauwerks zu richten. Ein Bauprodukt mit einem besonders geringen CO2-Ausstoß nützt wenig, wenn es falsch verwendet wird und es dadurch frühzeitig zu Schäden am Bauwerk oder am Bauproduktselbst kommt.

Ebenso nützt eine ökologisch besonders schonende Bauweise nichts, wenn Mängel in der Planung oder der Ausführung frühzeitig Schäden nach sich ziehen. Für die Nachhaltigkeitsbewertung von Pflastersteinen und Platten aus Beton bzw. für die daraus hergestellten Flächenbeläge sind also vielfältige Eigenschaften und Funktionen einzubeziehen.

Herausforderungen des European Green Deal

Mit Themen wie Energieeinsparung und Ressourceneffizienz beschäftigen wir uns bereits seit vielen Jahren. Durch energieeffizientere Anlagentechnik, digitalisierte Produktionsprozesse und verbesserte Rezepturen mit klinkerärmeren Zementen konnte der CO2-Ausstoß innerhalb der Betonsteinbranche in den vergangenen Jahren bereits kontinuierlich reduziert werden.

Doch nun stellen wir uns der besonderen Herausforderung des European Green Deal, der die Entwicklung unserer Branche in den kommenden Jahren massiv beeinflussen wird, um den CO2-Ausstoß in Europa bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu senken und in Deutschland bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen.

Dazu haben wir als Verband im September 2021 den Arbeitsausschuss Nachhaltigkeit gegründet, der im März 2022 die renommierte FutureCamp Climate GmbH aus München mit dem Projekt „Wege zur klimaneutralen Betonsteinherstellung“ beauftragte. Im Gegensatz zu einer klassischen Branchen-Roadmap zielte das Projekt darauf ab, den Mitgliedsunternehmen mit den beiden sogenannten Vermeidungskostenrechnern „Pflastersteinfertiger“ und „Plattenfertiger“ ein branchenspezifisches Tool zur Verfügung zu stellen. Dieses ermöglicht einerseits die Berechnung des Company Carbon Footprints auf Basis der individuellen Emissionseingaben. Andererseits sind in den beiden Vermeidungskostenrechnern verschiedene Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen hinterlegt. Diese beinhalten auch die entsprechenden Kosten und dienen den Mitgliedsunternehmen als Entscheidungshilfe bei der Festlegung zukünftiger Investitionen auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Ziele und Maßnahmen
der Betonsteinbranche

Zunächst wurden unter Einbezug der im Greenhouse Protokoll (GHG-Protokoll) definierten drei unterschiedlichen Emissionsbereiche (siehe Tabelle unten) sämtliche relevante Emissionsquellen entlang der Wertschöpfungskette innerhalb der Betonsteinbranche ermittelt. Damit wurden die CO2-Ausgangsbilanzen der beiden Musterbetriebe „Pflastersteinfertigern“ und „Plattenfertiger“ auf Basis verifizierter Umweltproduktdeklarationen für das Bezugsjahr 2020 errechnet. Im Anschluss wurden für alle drei Scopes Reduktionsmaßnahmen definiert.

Basiswerte Platten- und Pflasterfertiger

Aufbauend auf diesem Projekt wurde im Rahmen einer Benchmark zur CO2-Einsparung ein Soll- Reduktionspfad für die Betonsteinbranche entwickelt. Dieser orientiert sich an den derzeit geltenden rechtlichen Vorgaben. Durch Berücksichtigung der Anforderungen der Science-Based- Target-Initiative basiert der Pfad zusätzlich auf wissenschaftlichen Daten und Forschungen.

Auf Basis der durchschnittlichen, auf eine Tonne Beton bezogenen Emissionen von Platten und Pflastersteinen und deren Gesamtproduktionsmengen gemäß den offiziellen Marktdaten des Statistischen Bundesamtes ergibt sich für die deutsche Betonsteinbranche für das Jahr 2020 eine Gesamtemissionen von 2,295 Mio. Tonnen CO2e pro Jahr (siehe Tabelle), die damit die Grundlage für den Benchmark-Reduktionspfad bildet und sich als allgemeiner Branchenstandard etablieren soll.

Der nachfolgend dargestellte Benchmark-Reduktionspfad folgt in allen wesentlichen Emissionsquellen der wissenschaftsbasierten 1,5°C-Zielsetzung und wurde im Einklang mit den Zielen der Bundesrepublik Deutschland auf 2045 als Zieljahr für Netto-Null-Emissionen innerhalb der Betonsteinbranche festgelegt.

Grafische Darstellung des Soll-Reduktionspfades für die Betonsteinbranche
Empfohlene branchenspezifische Reduktionsmaßnahmen

Wie die Startbilanzen der beiden Musterbetriebe aus dem Vorprojekt bereits gezeigt haben, macht der Anteil der indirekten Scope 3-Emissionen aus Gewinnung und Herstellung der eingesetzten Rohstoffe annähernd 96 Prozent der CO2-Gesamtemissionen aus. Von diesen sind rund 75 Prozent auf den eingesetzten Zement zurückzuführen.

Obwohl die Scope 1- und 2-Emissionen nur einen Anteil von rund 4 Prozent an den CO2-Gesamtemissionen ausmachen, wurden diese von den Betonsteinhersteller unmittelbar beeinflussbaren Emissionsquellen bei der Identifikation von konkreten branchenspezifischen Reduktionsmaßnahmen ebenfalls verstärkt einbezogen.

Diese ermöglichen zwar in Bezug auf die Scope 1- und 2-Emissionsquellen eine deutliche Reduktion der CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030, doch ist das gesetzte Klimaneutralitätsziel bis 2045 in der Betonsteinbranche in vollem Umfang nur durch entsprechende Klimaneutralitätsbemühungen in der Vorkette zu erreichen. Hierfür wird es für die Unternehmen der Betonsteinbranche zukünftig notwendig sein, die vorhandenen Maßnahmen aus dem Vorprojekt bis 2045 weiter auszubauen oder weitere Maßnahmen auf Grundlage neuer Technologien, beispielsweise durch den Einsatz von neuen Zementen, Technologien zu Carbon Capture und Storage in der Zementproduktion, zu entwickeln. Einen Ansatz hierfür bietet die Roadmap des Vereins Deutscher Zementwerke (VDZ)*.

* Verein Deutscher Zementwerke, VDZ, (2020): Dekarbonisierung von Zement und Beton – Minderungspfade und Handlungsstrategien. Düsseldorf.

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