
Was ist eine EPD?
Geschichte der EPD
Bereits Ende der 1990er Jahre wurden in einem breitangelegten Projekt der Baustoffindustrie mit der Universität Stuttgart erste so genannte „ökologische Profile” für Baustoffe erstellt. Die darin angegebenen Informationen wurden zu wichtigen Bausteinen für die Nachhaltigkeitsbewertung eines Bauwerkes. Sie sind heute zentrale Bestandteile von Umweltproduktdeklarationen (engl. Environmental Product Declaration – EPD), mit denen zum Beispiel Baustoffhersteller Informationen über die Auswirkungen von Produkten auf die Umwelt kommunizieren können.
Hintergründe der EPD
Umweltproduktdeklarationen enthalten alle Ergebnisse aus einer Ökobilanzierung und ggf. darüberhinausgehende für den jeweiligen Produktbereich relevante Informationen. Der wichtigste Schritt, um von einer Ökobilanz zu einer Umweltproduktdeklaration zu gelangen, ist die Prüfung durch einen unabhängigen Dritten. Diese Verifizierung und weitere organisatorische Vorgaben werden von sogenannten EPD-Programmhaltern verwaltet. Diese vergeben dann ein EPD-Zeichen und veröffentlichen die Deklarationen. Anforderungen an die allgemeine Methode und das Verfahren zur Erstellung von EPDs wurden in der im Jahr 2006 verabschiedeten und 2007 in das Deutsche Normenwerk übernommenen ISO 14025 geregelt. Im Europäischen Normenwerk hat sich für den Bausektor inzwischen EN 15804 etabliert. Im Bauwesen wurde in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von EPDs erstellt. Allein beim Institut Bauen und Umwelt (IBU) sind bis heute gut 2.800 EPDs veröffentlicht worden, weitere rund 240 beim IFT Rosenheim.
Was leistet eine EPD?
Mit einer EPD werden umfangreiche verifizierte Umweltinformationen nach einem einheitlichen Standard bereitgestellt, die zum Beispiel in die Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden einfließen können. Eine Bewertung der Produkteigenschaften erfolgt durch sie nicht. Gerade bei Bauprodukten können die Umwelteigenschaften nur im (Bauwerks-)Kontext beurteilt werden. Daher eignen sich EPDs nur bedingt zum direkten Produktvergleich. Der Anwender muss die enthaltenen Informationen eigenständig auswerten und weiterverwenden. Mit der Veröffentlichung einer EPD können zum Beispiel Voraussetzungen für die Erlangung einer CSC-Zertifizierung, für den Blauen Engel für Betonwaren, Betondachsteine oder für die Cradle-to-Cradle-Zertifizierung erfüllt werden. Generell wird zwischen Branchen-EPDs und herstellerspezifischen EPDs unterschieden. Erstere bilden den Branchendurchschnitt ab, während Hersteller-EPDs direkt Auskunft über konkrete Produkte eines Unternehmens geben. Aktuell verfügbar sind Branchen-EPDs für Betone mit verschiedenen Druckfestigkeitsklassen, für Betonpflastersteine sowie Betonrohre- und Schächte.
Überblick Umweltproduktdeklarationen (EPD)
Umweltprodukt-Deklaration für Betonpflastersteine
Das IBU hat im Auftrag des Betonverbands Straße, Landschaft, Garten e. V. eine Umwelt-Produktdeklaration (Enviromental Product Declaration – EPD) für Betonpflastersteine verifiziert. Diese wurde zwischenzeitlich zum zweiten Mal verlängert. Die erste EPD wurde bereits im Jahr 2015 veröffentlicht. Die aktuelle Version vom 6. Juli 2021 hat eine Gültigkeitsdauer von fünf Jahren. Die EPD bezieht sich auf graue, nicht eingefärbte Betonpflastersteine mit Vorsatzschicht und einer Dicke von 10 cm, die im Markt üblicherweise als Standardware bezeichnet werden. Sie beruht auf Produktionsdaten mit dem Bezugsjahr 2018, die in Betonsteinwerken verschiedener Regionen und Größe in Deutschland erhoben und nach massenseitiger Produktionsmenge gewichtet wurden. Sie ist gültig für die beschriebenen Steine, die von den Mitgliedern des Betonverbandes Straße, Landschaft, Garten e.V., Bonn hergestellt werden.
Die aktuelle Verbands-EPD steht hier zum Download bereit.

BU: Erste Verbands-EPD aus dem Jahr 2015

BU: aktuelle SLG-EPD aus dem Jahr 2021
Was ist die Lebenszyklusanalyse?
Die Lebenszyklusanalyse (engl. Live Cycle Assessment - LCA) von Produkten wird im Rahmen der Ökobilanzierung in unterschiedliche Stadien und Module aufgeteilt: Von der Rohstoffgewinnung über die Produktion der Materialien, die Fertigung des Produktes, dessen Transport und Einbau zum/am Einsatzort, die Nutzungsphase bis hin zu allen Prozessen am Ende des Produktlebensweges.
In der Betonstein-EPD werden die Herstellung in den Betonsteinwerken der beteiligten SLG-Mitgliedsfirmen und das Lebensende der Pflastersteine betrachtet:
Produktstadium (A1-A3):
- A1 Rohstoffbereitstellung und -verarbeitung und Verarbeitungsprozesse von als Input dienenden Sekundärstoffen, (z.B. Recyclingprozesse),
- A2 Transporte der Rohstoffe zu den Werken (Bezugsraum Deutschland),
- A3 Herstellung der Betonsteine im Werk, (inkl. Energiebereitstellung, Wasserbereitstellung, Bereitstellung von Hilfsstoffen, Entsorgung der Produktionsabfälle, Herstellung der Verpackungsmaterialien).
Entsorgungsstadium (C1-C4):
- C1 maschineller Ausbau mit einer Baumaschine
- C2 LKW-Transport (100 km) zur Aufbereitung. Transportentfernung kann ggfs. auf Gebäudeebene angepasst werden
- C3 Aufbereitung der Betonsteine: 100% Recycling (Bauschuttaufbereitung: Brechen der Betonsteine),
- C4 keine weiteren Aufwände durch Deponierung/ Entsorgung
Gutschriften und Lasten (D):
Modul D umfasst: Rückgewinnungspotentiale/ stoffliche Gutschriften aus dem Einbau als Sekundärmaterial
SLG-Umweltrechner
Mit dem SLG-Umweltrechner stellt der Betonverband seinen Mitgliedern ein Tool zur Erstellung eigener Ökobilanzen zur Verfügung. Der Rechner basiert auf den Daten der zuvor beschriebenen aktuellen EPD.
